Anbernic RG552 – Lieferumfang
In der Box der Anbernic RG552 befindet sich die Anbernic RG552 Konsole selbst, ein USB-C Netzteil und USB-C Kabel. Je nachdem, welche Version ihr bestellt habt noch eine oder zwei microSD-Karten (später mehr dazu) und zum Schutz des Displays Tempered-Glass bzw. Panzerglas. Um dieses anzubringen sind noch zwei Feuchttücher dabei. Der mitgelieferte Schutz gibt auf jeden Fall einen Pluspunkt, da die Qualität an sich sehr gut ist. Da hier aber nur ein einziges dabei ist, sollte man sich mit dem Anbringen etwas Zeit lassen, um es in Ruhe zu machen und Fehler oder Staub zwischen Display und Schutz zu vermeiden. Bei mir hat das sehr gut geklappt und es hat den positiven Nebeneffekt, dass der Bildschirm weniger Fingerabdruck empfindlich ist als zuvor. Das ist wichtig, da es sich hier um ein Touch-Display handelt. Zuletzt haben wir noch eine mini-Anleitung im Paket, die eventuell etwas verwirrend wirkt, aber inhaltlich im Großen und Ganzen nur erklärt, wie Linux (links) und Android (rechts) gestartet werden und welche Tastenkombinationen es gibt. Ersteres erkläre ich selbst gleich.
Anbernic RG552 – Design und Features
Die Anbernic RG552 besteht, trotz des metallic Looks, komplett aus Kunststoff. Das ist grundsätzlich nichts Schlechtes, da es die Spielekonsole etwas widerstandsfähiger gegen Stöße, aber gleichzeitig leichter macht, da sie ohnehin schon schwerer ist, als andere Vertreter, aber wie ich finde: Für den gegebenen Formfaktor genau richtig.
Vorne haben wir neben dem Display, auf das ich gleich eingehe, zwei Analog-Sticks, die auch klickbar sind. Gummiert und eignen sich sehr gut für die Bedienung in diversen Spielen. Dann haben wir noch ein D-Pad, was auch ziemlich präzise funktioniert. Dazu kommen noch die Start- und Select-Tasten und die klassischen Eingabetasten, mit A, B, X, Y-Beschriftung. Die Tasten fühlen sich gut an, lösen mit einer guten Frequenz auf und reagieren entsprechend gut. Ich bin einer der Ersten, die sich an schlechter Bedienung stört, aber der Anbernic RG552 ist wirklich einwandfrei und kommt echten Retro-Konsolen in nichts nach.
Schwieriger sind die beiden Tasten an den Seiten des Anbernic RG552. Links haben wir die Lautstärkewippe und rechts die Power-/bzw. Standby-Taste. Diese wippen tatsächlich etwas zu sehr, da sie recht lose sind und ein leichtes Neigen schon zu Rüttelgeräuschen führt. Dieses Problem scheinen alle Besitzer aktuell zu haben. Generell stört es nicht, aber eine bessere Qualität wäre schön gewesen.
Oben haben wir an den Ecken des Anbernic RG552 die Schultertasten L1, L2 R1 und R2, die sich generell gut klicken und einen guten Widerstand haben. Dazu kommt der Lüfter-Exhaust, wo die warme Luft rauskommt. Die kalte Luft wird hinten eingesaugt. Auch Anschlüsse gibt es oben. Ein mini HDMI-Anschluss zum Verbinden mit einem Monitor oder Fernseher, eine 3,5 mm Klinke, ein USB-C Anschluss für Zubehör etc. und ein weiterer USB-C Anschluss, der zum schnellen Laden benutzt wird. Schön wäre ein mini-HDMI-Kabel oder ein Dock gewesen, da die meisten Leute vermutlich eines nachbestellen müssen, da mini-HDMI nicht wirklich gängig ist.
Unten kommt der Anbernic RG552 mit zwei Lautsprechern (Stereo), eine Reset-Taste, die auch wirklich sofort resettet und eine Funktionstaste, mit der diverse Kombinationen mit anderen Tasten möglich sind. Dass diese sich neben der Reset-Taste befindet, ist nicht gerade smart, da es beim Erfühlen oft passiert, dass die Konsole sofort neu gestartet wird, weil man die falsche Taste betätigt hat.
Weitere Details:
- Abmessungen: 20 x 8,5 x 2 cm
- Gewicht: 353 g
Anbernic RG552 – Dual-Betriebssystem
Was ich im letzten Abschnitt ausgelassen habe sind die zwei microSD-Kartenslots, die sich unterhalb des Anbernic RG552 befinden. Links: TF1/Int und rechts: TF2/Ext. Ersteres ist für die 16 GB Karte im Lieferumfang gedacht. Diese ist als bootable SD konfiguriert. Setzt man sie ein und startet bzw. resettet die Anbernic RG552, startet Linux als System. Startet man es ohne diese Karte, startet automatisch Android. Der rechte microSD-Kartenslots ist zur Speichererweiterung. Beim Bestellen habt ihr die Option noch eine 64 GB SD-Karte zu bekommen. Diese enthält 4224 Spiele bzw. ROMs. Besser ist es diese nicht zu bestellen bzw. direkt zu formatieren, da diese nicht als private Sicherheitskopien durchgehen.
Als Linux-System ist EmulationStation vorkonfiguriert mit zwei auswählbaren Themes: Carbon und Dark Anbernic. EmulationStation sollten bereits viele kennen, da viele solche Handheld-Konsolen darauf zurückgreifen. Dieses System macht das Anbernic RG552 zur reinen und „einfachen“ Emulation-Konsole. Einfach in Anführungszeichen, da ich im Gegensatz zu Android hier doch mehr einstellen muss, als ich dachte. Man muss hier viel suchen um etwa den Systemsound zu deaktivieren, die Bedienung mit Tastenkombinationen führt öfter dazu, dass man das Gerät versehentlich resettet und viele Emulatoren sind im Gegensatz zu Android so eingestellt, dass das Bild nicht 1:1, sondern auf Weit gestellt ist, was eher unschön aussieht. Kann man alles umstellen, aber hätte besser gelöst werden können. Auch stört bei Linux, dass man nicht auf Standby umstellen kann, also das Display ausschalten kann und das Anschließen an einen Monitor erfordert, dass man die Konsole neu startet und Audio von „Auto“ auf „HDMI“ umstellen muss. Diese Probleme hat man via Android nicht.
Als Android System läuft Android 7.1. Es lässt sich komplett wie ein Smartphone steuern und ist daher völlig unproblematisch. Die Steuerung mit den Tasten ist bereits von Anbernic gut vorprogrammiert, aber auch via Touch-Display kann man durch Menüs navigieren, Tippen etc. Vorteile bei Android sind, dass man auch via Google Play Store Android Spiele und Apps nutzen kann, die noch auf Android 7.1 laufen. So kann man auch unterschiedliche Streaming-Services wie Xbox GamePass nutzen. Ich selbst nutze aktuell nur das Android System, da es keine Nachteile gegenüber dem Linux System hat und sogar allgemein besser performt. Auch muss man hier keine Tastenkombinationen nutzen und kann auf das Android-Navigationsmenü zurückgreifen. Standby etc. ist auch möglich. Einzig was ein wenig stört ist, dass der Lüfter hier manchmal trotz geringer Last auf 100% läuft, ohne dass das Gerät wirklich warm ist. Bei Linux ist es überwiegend leise. Ich erwarte, dass hier demnächst ein Update kommt.
Bezüglich Updates: Diese müsst ihr selbst flashen. Es gibt keine OTA-Updates. Anbernic schickt gelegentlich Updates per Mail heraus bzw. stellt es diversen Plattformen zur Verfügung, wo man es herunterladen und nach Anleitung installieren kann. Grundsätzlich unproblematisch, aber ihr müsst eure Daten vorher sichern, da das System dann immer neu aufgesetzt wird. Auch gibt es bei Anbernic-Geräten oft Community-Patches. Hier lohnt es sich etwa hin und wieder mal auf Reddit zu schauen.
Anbernic RG552 – Display & Sound
Die Anbernic RG552 kommt mit einem 5,36 Zoll (13,61 cm) IPS Display mit einer Auflösung von 1920 x 1152. Es ist qualitativ ein wirklich schönes Display, was Farben gut, einen guten Kontrast hat und Spiele einfach schön abbildet. Nach rund zwei Wochen im Einsatz habe ich hier nichts zu bemängeln. Es ist natürlich kein OLED, aber ich finde die Darstellung etwas besser als auf der Nintendo Switch ohne OLED. Auch die Touch-Funktionalität funktioniert gut.
Der Sound der Stereo-Lautsprecher kann sehr laut werden und ist in der Qualität in Ordnung. Man sollte hier nichts Besonderes erwarten, aber gerade bei niedrigeren Lautstärken ist der Ton definitiv ausreichend. Auch ist es möglich via 3,5 mm Klinke Kopfhörer zu nutzen, aber wer wie ich lieber Bluetooth-Kopfhörer nutzt, schaut hier in die Röhre, da die Anbernic RG552 nicht mit Bluetooth ausgestattet ist. Das ist auch schade beim Betrieb via HDMI, da Bluetooth-Controller ohne passenden Adapter oder Kabel auch nicht funktionieren.
Anbernic RG552 – Performance & Akku
Im Inneren des Anbernic RG552 befindet sich eine RockChip RK3399 CPU mit 6 Kernen und einer Taktfrequenz von 1,8 GHz. Als Grafikeinheit ein Mali T860 MP4 Chip. Dazu kommt 4 GB LPDDR4 Arbeitsspeicher, was sich nicht viel anhört, aber ausreicht, wenn man nicht vorhat viel Richtung Multitasking zu machen. Intern sind 64 GB eMMC verbaut für das Android System. Dieser ist nochmal erweiterbar über den TF2/Ext microSD-Slot. Der andere Slot wird nur zum Booten von Linux benutzt und kann den Speicher nicht erweitern. Abgesehen davon, dass es sich hierbei um einen ARM-basierenden Chipset aus dem Jahre 2016 handelt und dieser damals auch kein Flaggschiff-Chip war, bietet es einiges an Vorteilen, die ein Highend-Chip nicht hat. Für Konsumenten, also nicht-Entwickler, ist es der geringe Energieverbrauch bei relativ hoher Performance, die dazu führt, dass zumindest Konsolen-Emulation und andere Dinge, bis auf einige Ausnahmen, wirklich flüssig laufen. Dennoch hätte ich mir für den Preis einen etwas stärkeren Chip gewünscht, auch wenn es die Akkulaufzeit leicht verringern würde.
Im Anbernic RG552 verbaut sind zwei 3200 mAh Akkus, sodass man insgesamt 6400 mAh zur Verfügung hat. Damit erreicht man eine Nutzungszeit von 6-10 Stunden, abhängig davon, was man spielt und mit welcher Bildschirmhelligkeit. Das Laden habe ich nicht ausgemessen, aber wenn man wie ich ein stärkeres Netzteil nutzt, ist der Akku nach kürzester Zeit wieder voll. Ich persönlich kam einmal etwa auf 8 Stunden Gaming, was wirklich sehr gut ist.
Anbernic RG552 – Gaming-Performance
Allgemein kann man hier viele Android-Spiele flüssig mit 60 FPS spielen. Es gibt Ausnahmen, wo bei sehr aktuellen Spielen die Anforderungen zu hoch sind, aber das ist generell zu verkraften. Die meisten interessiert vermutlich hier wie Retro-Emulatoren laufen, daher gehe überwiegend darauf ein.
Wichtig: Ich kann euch hier nur private Sicherheitskopien von Spielen zeigen, die ich auch wirklich gekauft habe und besitze. Ob die Performance bei anderen Spielen oder Konsolen anders ist, kann ich nicht beantworten. Schaut hier gerne bei anderen Reviewern vorbei. Sowas wie Wii-Spiele, SegaCD, DS etc. kann ich hier daher nicht testen.
Über GameBoy Color, Gameboy Advance, SNES und NES brauche ich generell nicht sprechen. Hier läuft alles flüssig, auch mit 2x Skalierung. Getestet wurde hier Final Fantasy 6, Sonic Battle, Sonic Advance 3, Golden Sun, Pokemon Saphir und Kirby Nightmare in Dreamland. Auch Nintendo 64 läuft sehr flüssig ohne Framedrops und das, obwohl ich auf 1920×1440 hochskaliert habe. Erst bei 4K sinkt es auf 24 FPS, aber da braucht man nicht hinkommen. Hier habe ich Super Mario 64 und Ocarina of Time ausprobiert. Gamecube wird schon kritischer. Mit einer Framerate, von 24-30 FPS (überwiegend 24-26) ist Wind Waker in der nativen Auflösung gerade noch spielbar, aber macht nicht wirklich Spaß. Wii kann ich leider nichts ausprobieren. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es spielbar ist.
Playstation 1 bzw. PSX läuft ohne Einschränkungen flüssig. Auch beim Hochskalieren. Bei Playstation Portable bzw. PSP ist es eher gemischt. Die Persona Serie, Mega Man X, Dragon Ball Shin Budokai 2, Final Fantasy Crisis Core und Tekken Dark Resurrection laufen flüssig mit 30 bzw. 60 FPS. Jedoch habe ich in Videos anderer Leute gesehen, dass viele Spiele wie God of War mit 20 FPS etwa unspielbar sind. Gerade bei den Playstation Emulatoren hat das Android System einen Vorteil, da man statt OpenGL einfach Vulkan als Renderer nutzen kann, was die Performance enorm verbessert. Ich gehe davon aus, dass auch PS2 hier laufen würde, aber da hier kein Android 8 läuft, kann man AetherPSX2 nicht installieren.
Als letztes noch das Sega Trio: Sega Saturn, Mega Drive und Dreamcast. Auch hier läuft alles flüssig und die eine oder andere Grafikverbesserung lässt sich auch zuschalten. Je nach Spiel erreicht man immer 30 bzw. 60 FPS.
Anbernic RG552 – Preis und Verfügbarkeit
Die Anbernic RG552 Handheld-Konsole ist bereits über die Herstellerseite von Anbernic erhältlich und kostet 226 USD. Für 10 USD mehr bekommt man noch die 64 GB microSD-Karte, die ihr aus bereits genannten Gründen nicht bestellen solltet. Beachtet, dass das Produkt aus China versendet wird. Daher kommt auf den Preis noch die Einfuhrumsatzsteuer dazu.