Von Smartwatches mit großen OLED-Displays erfreuen sich großer Beliebtheit. Für einen klassischen Uhrenliebhaber wie mich, der echte Watchfaces lieber mag, aber nicht auf Fitnesstracking verzichten will, gibt es seit Jahren zumindest tolle Alternativen von Herstellern wie Withings. Die Withings ScanWatch Horizon jedoch geht dabei noch einen Schritt weiter und ist vermutlich die hochwertigste und Design-technisch schönste Fitness-Uhr, die es auf dem Markt aktuell gibt. Kombiniert wird das ganze mit einer richtig guten App und tollen Tracking-Features, auf die ich alle noch eingehen werde, weil ich diese seit mehreren Wochen täglich aktiv nutze und meinen Fortschritt (aktuell -4,7 kg) erfolgreich tracke – kombiniert mit der Withings-Waage, zu der auch noch ein Test kommt.
Withings ScanWatch Horizon – Design und Funktionalität
In der Box befindet sich neben der Withings ScanWatch Horizon mit Edelstahlarmband, noch ein Fluorelastomer-Armband, ein Ladedock mit eigenem USB-A Kabel und ein eigenes Uhrwerkzeug-Set zum Einstellen des Edelstahlarmbands. In diesem befindet sich ein hochwertiger gummierter Mini-Hammer, ein Ständer und ein Metallstift. Wer nicht wie ich kürzen will, sondern doch lieber verlängern möchte, findet in der Box noch weitere Glieder. Dadurch kann man alles ganz einfach in wenigen Sekunden selber machen statt beim Juwelier oder Uhrmacher 5-20 Euro zu zahlen. Besonders praktisch ist das halbe Glied, was es bei vielen Uhren nicht gibt. In meinem Fall wäre das Armband ohne dieses Halbglied entweder zu eng oder zu weit. Jetzt sitzt die Withings ScanWatch Horizon perfekt und sollte ich mal zunehmen oder stark abnehmen, kann ich das Band in wenigen Minuten wieder anpassen.
Noch besser ist natürlich, dass ein Fluorelastomer-Armband teil des Lieferumfangs der Withings ScanWatch Horizon ist und nicht separat gekauft werden muss. Dieses kommt jeweils immer in der Farbe des Watchfaces. Bei der blauen Uhr ist das Band blau und bei der grünen Uhr ist das Band grün.
Das sieht nicht nur auf seine eigene Art super aus, sondern ist allgemein auch sehr praktisch, da ein Edelstahlarmband sich nicht so sehr für Sport eignet und eventuell Messungen verfälschen kann. Zuhause und beim Sport ist für mich daher immer das Fluorelastomer-Band und draußen das Metallband im Einsatz, da ich die Taucheruhr-Optik optisch nochmal vorziehe und für mich den Reiz der Withings ScanWatch Horizon ausmacht. Wer andere Armbänder oder Materialien vorzieht, kann hier jedes 20 mm Armband einsetzen.
Das 43 mm Gehäuse der Withings ScanWatch Horizon und das Metallarmband besteht aus 316L-Edelstahl und bei dem Glas handelt es sich um widerstandsfähiges Saphirglas. Damit kann die Uhr mehr als nur alltägliche Belastungen oder Unfälle vertragen. Wasserdicht ist sie bis 330 Fuß (100 m, 10 ATM). Das bedeutet, dass man so tief mit der Withings ScanWatch Horizon tauchen kann, wie mit den ersten Rolex Submarinern aus den 60ern und nicht wie aktuelle Modelle auf 300 Meter. Der prozentuale Anteil von Menschen, die schon auf 100 m angewiesen sind, dürfte sicher unter 1% liegen.
Withings ScanWatch Horizon – Ziffernblatt und Display
Unter dem Saphirglas der Withings ScanWatch Horizon befindet sich das Messingzifferblatt mit Sonnenschliff und aufgesetzten Edelstahlindizes und Messingzeigern (jeweils beide mit Leuchtbeschichtung). Die Uhrzeit wird in Stunden und Minuten abgebildet. Entsprechend fehlt hier der Sekundenzeiger. Auf dem zweiten kleineren Ziffernblatt kann man den aktuellen Fortschritt des selbst festgelegten Aktivitätsziels ablesen. Eine Besonderheit ist hier das für Withings typische PMOLED-Display, das entweder mit der Betätigung der Krone oder (sofern vorab eingestellt) durch das Heben des Armes aktiviert werden kann.
In der App kann man ganz genau einstellen, was auf dem Display abgebildet werden soll. Neben der Uhrzeit ist das z.B. die Herzfrequenz, die tägliche Schrittzahl, der Akkustand, die Workout-Auswahl, SpO2, Hinweise zu unregelmäßigem Herzrhythmus, Smartphone-Benachrichtigungen, Herzfrequenz, Schritte, gestiegene Stockwerke, Entfernung, Kalorien und Einstellungen. Super praktisch, wenn man nicht immer aufs Smartphone schauen will bzw. gerade nicht den Kopf für hat die Uhr analog abzulesen. Besonders im Dunkeln. Wo die Leuchtbeschichtung nicht ausreicht. Welche Benachrichtigungen man bekommt (ein Vibrationsmotor ist auch in der Withings ScanWatch Horizon verbaut), kann man in der App einstellen. Falls man seine Lieblings-App dort anfangs nicht findet, ist das übrigens nicht schlimm, da in den Einstellungen weitere Apps im Laufe der Nutzung zur Auswahl stehen. Beispielsweise war bei mir meine Mail App Spark nicht mit dabei. Nachdem eine Mail reinkam und eine Push-Benachrichtigung am Smartphone gekommen war, wurde die App dann auch automatisch in der Health Mate App angezeigt.
Navigieren lässt sich bei der Withings ScanWatch Horizon ganz einfach mit der drehbaren Krone und Gesten wie langes drücken. Sehr schön ist hier, dass wenn die Zeiger das Display abdecken, das Drücken der Krone die Zeiger für einige Sekunden für klare Sicht aus dem Weg schiebt. Hinten befinden sich die Sensoren zur Messung diverser Messwerte und die Ladepins zum Laden am Ladedock. Hier haben wir einen exklusiven Multiwellenlängen-PPG-Herzfrequenz- und SpO2-Sensor, einen hochpräzisen MEMS 3-Achsen-Beschleunigungssensor und als Elektrode natürlich das Gehäuse aus Edelstahl für die EKG-Messung, für die man die freie Hand während der Messung 30 Sekunde auf dem Ziffernblatt ruhen lassen muss.
Laden lässt sich die Withings ScanWatch Horizon in rund 2 Stunden, wobei 80% bereits in einer Stunde erreicht sind. Ab da hat man 30 Tage lang Ruhe bzw. 20 weitere Tage, also insgesamt 50 Tage im Energiesparmodus. Bei mir kamen die 30 Tage gut hin trotz Schlaftracking und fast täglich 2 Stunden sportlicher Aktivität. Eine Sache, die ich bei Wear OS und WatchOS vermisse, wo ich in der Regel das AlwaysOn Display nicht nutze und mit einem schwarzen Spiegel herumlaufe, um nach langem Tracking über den Tag zu kommen. Fairerweise muss man aber sagen, dass es mit Uhren wie der TicWatch, Huawei Watch, Garmin Venu und ähnlichen Modellen z.B. außerhalb des Google- und Apple-Systems auch Uhren gibt, die bis zu 14 Tage schaffen.
Withings ScanWatch Horizon – Health Mate App und Features
Wer das meiste aus der Withings ScanWatch Horizon herausholen will, muss die dazugehörige Health Mate App für iOS und Android nutzen. Diese braucht man auch zur ersten Einrichtung der Uhr, die nur wenige Minuten dauert und auch die Nutzung des verbundenen Produktes erklärt, Berechtigungen anfragt (z.B. für Connected GPS in Kombination mit dem Smartphone) und in einer Chat-ähnlichen Interaktion die eigenen Fitnessziele abfragt. Anschließend kann man alle seine Geräte hier einstellen und managen, wie etwa weitere Uhren, Waagen, Blutdruckmesser, Thermometer, Schlafmatte etc. Alle Werte werden hier zuverlässig und schnell synchronisiert. Besonders gefällt mir, dass im Gegensatz zu Wear OS ich mehrere Uhren nutzen kann und diese sich, sofern das Smartphone in der Nähe ist, für einen fliegenden Wechsel untereinander nochmal synchronisieren können, was ich z.B. mit der Steel HR Sport mehrmals ausprobiert habe.
Einige spezielle Features der Withings ScanWatch Horizon geht die App vor der ersten Nutzung auch einmal vollständig durch. Das hat den Vorteil, dass man ganz genau weiß, was ein EKG, also ein Elektrokardiogramm, SpO2, Schlaftracking, Atmungstracking usw. bedeutet, worauf diese Werte basieren, was diese erkennen können (z.B. Vorhofflimmern) und was nicht (Herzinfarkt) und welche medizinische Bedeutung sie haben. Alle Messungen kann man als Gesundheitsbericht für den eigenen Arzt ausgeben lassen, was hilfreich sein kann um einen groben Überblick über die eigene Lage geben zu können.
Die App ist nicht nur extrem übersichtlich bei der Darstellung von Werten, sondern auch gleichzeitig sehr detailliert. Immer wenn man auf einen Wert klickt, bekommt man einen perfekten Überblick, weiß sofort, was die Werte bedeuten und welche Werte gut oder schlecht sind. Man hat dabei immer die eigenen Aktivitätsziele im Blick und selbst wenn man nicht getrackt hat, schätzt die Uhr automatisch den Workout ab bzw. übernimmt Daten anderer Apps wie z.B. Adidas Training, wenn beide über Apple Health z.B. verbunden sind. So hat man auch direkt die Herzfrequenzdaten abgebildet. Ich hatte bisher mit der Withings ScanWatch Horizon keinen nicht getrackten Workout, wo Herzfrequenzdaten nicht dabei waren.
Ähnlich sieht es bei Schlaf aus. Zwar ist das Tracking fast aller Daten bei der Withings ScanWatch Horizon erstaunlich präzise (z.B. Schrittdaten verglichen mit Laufband), aber wenn die Aufstehzeit mal falsch sein sollte, kann man das einfach abändern und innerhalb einiger Minuten berechnet die Uhr die Schlafdaten nochmal neu, da sie im Hintergrund, trotz des vermuteten Wachzustandes weiter getrackt hat. Am besten schaut ihr euch die Bilder unten nochmal genau an, weil es zu viel ist, um hier auf alles einzugehen.
So eine gute App habe ich lange nicht gesehen und ich hatte bereits jede Fitness-App im Einsatz. Die letzte App, die mir so gut gefallen hat, war die von Garmin, wobei auch diese nicht ganz an Health Mate herankommt. Schön ist vor allem, dass man die App nahtlos mit Familienmitgliedern nutzen kann. Das ist besonders praktisch, wenn man z.B. nur eine Waage in einem Haus mit vier Leuten hat, wo automatisch die jeweilige Person erkannt wird und ihr der Wert richtig zugeordnet wird. Erstaunlicherweise funktioniert das bei der Withings ScanWatch Horizon auch gut mit der EKG-Funktion, die ich bei meinen Eltern testweise einige Male angewendet habe. Nach einer einmaligen Zuweisung wurden die Messungen danach automatisch Korrekt zugeordnet.
Wer es noch übersichtlicher möchte, kann alle Daten auch bequem über den Browser einsehen. Das habe ich persönlich auch erst spät entdeckt und nutze es mittlerweile täglich. Letztendlich hat mich das genug motiviert um 4,7 Kilo zu verlieren. 11 stehen noch an.
Withings ScanWatch Horizon – Preis und Verfügbarkeit
Die Withings ScanWatch Horizon ist bereits erhältlich mit grünem und blauen Ziffernblatt und kostet bei Withings selbst, dem Juwelier, Uhrenhändler und Online-Shop eures Vertrauens aktuell 499,95 Euro. So hochwertig und schön wie die Uhr ist, so präzise wie das Tracking ist und so gut wie die App ist, finde ich, dass der Preis fair ist. Wichtig ist hier nur, dass man gut abwägt, was man braucht. Eine Wear OS-Uhr und die Apple-Watch haben natürlich deutlich mehr smarte Features, sind aber bei weitem nicht so schick und so präzise bei den Messungen.
Hinzu kommt, dass man hier vielleicht nicht 1000 (teilweise sehr halbherzige) Watchfaces hat, die in der Realität (Display) nicht immer so aussehen, wie man es sich gewünscht hat und dazu den Akku schnell verbrauchen, aber dafür ein einziges Ziffernblatt, was völlig zeitlos ist. Blau geht quasi immer und seit letztem Jahr etwa ist auch grün in Mode und ist sehr wahrscheinlich gekommen um zu bleiben. Ich spiele auch bereits mit dem Gedanken mir die grüne Version zu kaufen.
